Dieses Mal verlief die Reise unter einem deutlich günstigeren Stern. Erstens war das Wetter an ALLEN Tagen angenehm, und zweitens hab ich viel besser geschlafen.
Als erstes hab ich meinen Rucksack im Amedia abgeladen und bin dann mit der 2 in die Stadt gefahren. Der Bus hält am Kiesel, dem neuen Einkaufszentrum in der Nähe des Bahnhofs, dahinter ist gleich der Motzko und daneben liegt das 'Leichtsinn', ein kleines Bistro/Restaurant das mir schon oft durch seine vielversprechenden Taferln vor der Türe aufgefallen ist und in das ich schon lange mal reinschauen wollte - was ich nun endlich auch getan habe.
Es war noch ein Platzerl an einem der kleinen Tischchen draußen frei, so konnte ich in der Sonne sitzen. Drinnen sind auch noch ein paar Tische, aber viel Platz ist nicht. Dafür sind die Bedienungen aber echt fix, bringen sofort das Gewünschte, es wird beständig nachgefragt ob alles in Ordnung ist oder man noch etwas möchte - und auf's Zahlen muß man auch nicht ewig warten.
Dieses Mal hatte ich ein kleines Schälchen Salat, zum Probieren sozusagen - hat herrlich gemundet - und dazu ein Supperl, das bildschön in einem rosa Reindl angerichtet wurde zusammen mit selbstgebackenem Brot.
War danach eigentlich schon satt, aber als ich vom Häusl zurückkam, wollte ich unbedingt den auf der Tafel angepriesenen Smoothie noch probieren - also einen Becher voll zum Mitnehmen bestellt - und beim Warten hat mich der Karottenkuchen so verführerisch angeblinzelt, da mußte auch noch ein Stück mit.
Smoothie mit Gänseblümchen - genau das Richtige für den Ev!
Guckt er nicht wie der Malmsy, wenn er vom 'Handwerk' erzählt?
Als nächstes gleich ein weiteres Highlight: Ich hab sie endlich wiedergefunden, meine geliebte Philatelieabteilung!
Früher gab es in der Linzer Gasse einen kleinen feinen Philatelieladen, in dem ich meine Briefmarken gekauft habe. Ich liebe Briefmarken, und gerade in Österreich gibt es ja immer wieder herrliche Motive. Vor einigen Jahren dann wurde der Laden geschlossen, es hieß die Philatelie kommt in die Post unten beim Kreisverkehr. Da war sie dann ganz kurz ... und war wieder weg.
Dieses Wochenende nun hat mir ein freundlicher Herr dort verraten, wohin sie entschwunden ist, nämlich ins Postamt bei der Residenz.
Ich war begeistert und bin sofort losmarschiert.
In Österreich haben die Postämter ja bis auf wenige Ausnahmen nur Mo bis Fr geöffnet, also mußte das gleich sein.
Abgekürzt durch den Mirabellgarten, eh, und auch hier ein deutlich angenehmeres Bild als noch vor einem Monat.
Zur Begrüßung gleich mal ein Ständchen ...
... die Hecken flammten im Sonnenschein ...
... und die Wintersperre war auch weg, dafür wuchsen bereits die ersten Blümelein aus den Beeten.
Im kleinen Pärkchen vor der Orangerie hab ich mir den mitgenommenen Karottenkuchen genehmigt - ein Gedicht! Saftig und lecker, kein so ein trockenes Gesundheitsgebrösel wie andernorts.
Frisch gestärkt ging's weiter über die Salzach in die Altstadt. Am Ufer unten lagen schon jede Menge Leute und genossen ihre Frühlingsgefühle, da wird der Platz für die vielen Schlösser bald nicht mehr ausreichen.
Normalerweise ist die Altstadt nix was ich mir gerne antu, aber ab und an ist es doch ganz nett, durch die Gäßchen zu schlendern ...
... obwohl mir die ubiquitären Bettler schon gewaltig am Nerv gehen. Mittlerweile hocken sie praktisch überall bzw. laden ihre Sackln ab wo sie lustig sind, wie schaut das denn aus.
Abends sieht man sie dann, wie sie in kleinen Grüppchen ihre Habseligkeiten zu ihren diversen Schlafplätzen transportieren, entweder auf kleinen Karren, oder mit dem Rad, oder bei den ganz Armen schleppt der Mann und die Frau trottet hinterher.
Klar ist es traurig, daß Menschen in unserem Land auf der Straße leben und betteln müssen, nur damit sie ihren Familien daheim das nackte Überleben sichern können, aber es stört mich dennoch, daß immer mehr Leute dahergelaufen kommen und bei uns die Hand aufhalten. Wir können doch nicht die Probleme sämtlicher armer Länder lösen!
Wenn das so weitergeht schauts bei uns bald auch so aus wie in einem Dritte-Welt-Land und wo wollen sie dann alle hin? Nach Amerika? Dort werden sie ihnen was husten.
Düster geht es weiter, und zwar auf den Friedhof St. Peter am Fuße des Festungsbergs. Dort war ich NATÜRLICH schon gewesen, aber noch nie in den Katakomben, das wollte ich nun nachholen, wenn ich schon einmal da bin.
Petersfriedhof
Um zwei Euro darf man sich auf den Weg machen, die uralten in den Fels gehauenen Stufen hinauf, die allerdings sorgfältig ausgebessert und mit Holz befestigt wurden, auch gibt es ein Geländer, von daher ist der Aufstieg bei weitem nicht so gefährlich wie er damals wohl gewesen sein mag, als die Gläubigen sich heimlich zum Gebet dort hinaufschleichen mußten. Die Theorie, daß sich dort die von den Römern verfolgten Urchristen verstecken mußten, ist zwar inzwischen widerlegt worden, aber mir gefällt sie. Es paßt so schön. Ich mein, sonst hätten sie ja gleich untenbleiben können auch, oder?
Als erstes kommt man in die Gertraudenkapelle, hier werden, so lese ich, noch heute Gottesdienste abgehalten. Na, da müssen sich die Gläubigen aber warm anziehen, denn Heizung gibt es hier oben keine, aber ich vermute mal, daß sich eh nur die abgehärteten Mönche hier treffen, denn die alten Mütterlein, die im normalen Leben den Hauptteil der betenden Gemeinde darstellen, derkräulen es eh nicht mehr.
Ich find man kann sich so richtig vorstellen, wie hier bereits im Mittelalter die Leute gehockt sind und gefroren haben, aber man kann die Atmosphäre nicht richtig genießen weil ständig wer durchlatscht. Idealerweise sollte man also hierher ganz in der Früh kommen, wenn der Homo touristicus noch die Hotelbuffets umschwärmt, aber es ist erst ab Zehne auf. Also auch wieder nix.
Weiter oben befindet sich die Maximuskapelle, da ist es allerdings nicht so stimmungsvoll, es steht immerhin ein schöner alter Altar oder was das auch immer sein soll herum - und es gibt ein paar Inschriften die kein Mensch lesen kann. Vielleicht Arztrezepte aus dem alten Rom, wer weiß es schon ...
Von unten schauts echt krass aus, die winzigen Fenster im Fels - da kommt keiner auf die Idee, daß sich dahinter Kirchen verbergen.
Also daß da gebäudetechnisch was klebt, das sieht man weiter vorne durchaus ...
... aber daß man da reindarf, das hab ich erst aus dem Internet erfahren. Muß man gesehen haben. Da sind die ganzen Gruften unter den Kirchen sonst garnix dagegen.
Natürlich wird das alles gehegt und gepflegt, die Stadt macht sich jetzt wichtig mit huhu, einer der ältesten Friedhöfe Europas und so weiter - dabei hätten sie den schon lange plattgemacht wenn die Mönche von St. Peter sich nicht quergelegt hätten, wahrscheinlich buchstäblich, so wie Arthur Dent vor dem Bagger.
Hier sieht man ganz deutlich den neuen Anstrich auf den Grabkreuzen, da hat sich jemand echt ganz viel Mühe gemacht.
Das im Hintergrund ist übrigens die Margaretenkapelle, da war ich auch noch nicht drin, muß das nächste Mal schaun ob die auf ist. Meist sind ja die interessanten alten Kapellen sowas von verschlossen, man guckt ja schon nicht einmal mehr. Umso größer das Entzücken, wenn man dann wieder sowas Feines findet wie diese alten Katakomben da oben.
Nun aber weiter, wir wollten ja ins Postamt.
Wenn man durch die Salzburger Innenstadt geht, kommt man unweigerlich irgendwann auf den Kapitelplatz, der ist ganz prima zur Orientierung, weil selbst wenn man keine Ahnung hat wie die einzelnen Plätze heißen und was das alles für riesige Gebäude sind überall, die komische goldene Kugel sticht total raus, die erkennt man sofort wieder.
Das gute Stück heißt Sphaera und ist von einem gewissen Stephan Balkenhol dort abgestellt worden. Einem Deutschen.
Es gibt diese Salzburg Foundation, die haben vor einigen Jahren dazu eingeladen, Kunstwerke für Salzburg zu schaffen. Das meiste ist meiner Ansicht nach für den Hugo, und diese Kugel ist als Kunstwerk meiner Meinung nach auch total fian O ... aber wie gesagt, zur Orientierung ist sie echt praktisch.
Von allen mir bisher bekannten Foundation-Werken gefällt mir das von Mario Merz am besten, es heißt Numbers in the Woods und steht am Mönchsberg oben.
Da kommen wir nachher noch dran vorbei.
Nun geht es erst einmal weiter über den Residenzplatz mit den armen geschundenen Fiakerpferden ...
... zum allerbesten Postamt.
Eine wunderbare Fundgrube, hach, ich LIEBE es!!!
Ich kauf immer viel mehr Marken als ich dann brauche (und ich schreib ECHT viele Karten) und schwupps, alle paar Monate ändern die Gauner das Porto und dann kann man schaun, wie man die 'alten' Marken zusammenstückelt damit es wieder stimmt.
Werd ich nie vergessen wie ich in Wien im großen Postamt beim Schwedenplatz einmal um 15-cent Marken gefragt hab, weil ich noch soviele 55-er hatte.
Sagt der Dödel doch glatt zu mir: Gibts keine. (Gibt es wohl! Ich hab ja noch welche!). Für was ich die brauchen tät. Sag ich für die 55-er Marken, damit ich auf 70 cent für die Postkarten komme.
Sagt er spöttisch: Haha, die 55-er sind doch uralt, die werden ja schon LANG nicht mehr verkauft!
Wirklich ein Volldepp - denn keine zwei Meter links von ihm waren Vitrinen, in denen u. a. einige 55-er Marken ausgestellt waren.
Typisches Beispiel für einen österreichischen Schalterbeamten. Keine Ahnung aber saufrech. Trifft man übrigens auch sehr oft bei den ÖBB.
Wir marschieren nun weiter, vorbei an der Kapitelschwemme mit der Neptunstatue und den böse schauenden Tritonen ...
... durch ein unheimliches kleines Gäßchen wo der Kettensägenmörder grad mal kurz sein Instrument abgelegt hat ...
... weiter zum nächstgelegenen Aufstieg auf den einladenden Hausberg der sich hinter dem Kapitelplatz erhebt.
Es fährt auch ein Bähnchen - aber so gerne ich sonst mit Bähnchen fahre, sobald es bergauf oder bergunter geht, ist mir das alles viel zu schnell und zu gefährlich und ich gehe lieber zu Fuß. Bei diesen Preisen sowieso. Und da bin ich nicht der Einzige.
Von hier oben kann man nicht nur wunderschön runtergucken ...
... sondern es IST auch wunderschön.
Überall diese alten Türme und Gemäuer, ich liebe sowas.
Gut, jetzt hier am Festungsberg ist's nicht SOOO toll, da ist ja außer der ollen Festung eigentlich nichts ... ja ok, das sauteure Bähnchen natürlich, das mit seinem gräßlichen Gestänge die ganze Optik verschandelt ...
... aber wenn man dann rüberkommt auf den Mönchsberg (die beiden Hügel gehen direkt ineinander über), dann wird's richtig schön.
Zunächst einmal grüßt einen das Buffet an der Richterhöhe, dort gibt es Eis, Bier, Limo, Snacks - und nebendran ist auch ein immer größer werdender Gastgarten, in dem man bis in den Abend hinein sehr gemütlich sitzen kann, im Sommer ist hier nämlich bis 21 Uhr offen.
Hab gleich zwei Eis hintereinander gegessen, da freut sich der Hosenknopf (stöhn) aber was soll man machen wenn man sich nicht entscheiden kann.
Ein paar Meter weiter befindet sich der Eingang zur Wasserwelt der Salzburg AG. Das mußte ich auch erst aus dem Internet erfahren, was das sein soll, früher war das ja alles nicht. Also der Hochbehälter drinnen natürlich schon, auch die lustige Schraube davor, aber daß da nun ein Museum drin ist, in dem man sich frierend etwas über die Wasserversorgung in Salzburg erzählen lassen kann, das ist neu.
Gusti und ich haben den nun linker Hand folgenden kleinen Hubbel immer 'Postbotenweg' genannt, weil wir uns gedacht haben, daß der Postbote sicher eine rechte Freude hat, wenn er die Post jeden Tag bis hier rauf schleppen darf. Inzwischen weiß ich natürlich, daß das in den entlegeneren Gebieten mit dem Auto gemacht wird, da muß sich keiner mit dem Fahrrad abplagen.
Offiziell nennt sich das Areal 'Richterhöhe', benannt nach Herrn Eduard Richter, einem berühmter Bergsteiger, der seit neuestem auch ein Denkmal hier oben hat.
Es stehen auch viel mehr Bänke rum als früher.
Nach wie vor im Angebot ist die herrliche Aussicht über Salzburg, hier in Richtung Festung, Nonntal etc. und ...
Wieder unten, marschieren wir auf dem Weg gleich links vom Kiosk hinauf in Richtung Stupa.
Das ist auch so ein neumodischer Firlefanz den sich ein paar abgedrehte Halbaffen ausgedacht haben, damit noch ein Trumm mehra umeinandersteht.
Früher war ein Stupa ein Erdhügel über den verbuddelten Knochen der Toten, auf dem man einen Stab errichtet hat, sozusagen als Verbindung zum Universum.
Prima Sache.
Später dann nannte man bei den Buddhisten die Bauwerke so, in denen man heilige Reliquien aufbewahrt hat und die man im Uhrzeigersinn umkreist.
Auch noch ok soweit.
Aber dieser Unfug hier?
Angeblich sind hier auch heilige Symbole mit eingearbeitet, im Sockel sitzt ein goldener Buddha, der hat da auch echt viel davon wenn er nix sieht, und eingeweiht wurde das Ganze von einem furchtbar tüchtigen Lama mit einem zwei Kilometer langen Namen.
Dennoch finde ich das Ganze einfach nur albern.
Wir sind hier nicht in Indien sondern befinden uns in einem österreichischen Landschaftsschutzgebiet, was muß man da diesen Quatsch mittenreinstellen?
Das fanden die Götter im übrigen auch, ich hab gelesen, daß es beim Aufbau zu Pannen kam, der 'Lebensbaum' hat nicht auf den Sockel gepaßt, hihi, so daß die Depperten stundenlang umeinanderwarten mußten, bis die Arbeiter das Ganze dann endlich sachgerecht zusammenbasteln konnten. Aber sie fanden das eh nicht so schlimm und haben die Zeit zur Meditation genutzt, sagte eine Besucherin.
Na, dann ...
Als ob es hier oben nicht eh schon wunderschön wäre, was muß man da noch künstlich zusätzliche Anreize schaffen?
Bissl weiter hinten wieder was Neues (also für mich neu, war nun doch einige Zeit nicht mehr so oft in Salzburg gewesen und hier hinten schon zweimal nicht), aber damit bin ich voll und ganz einverstanden.










































