Sonntag, 28. Juni 2015

Bad Wurzach 23-27 Juni 2015

Von Bad Wurzach werden die meisten von euch jetzt noch nie was gehört haben; ich selbst habe über die Stadt - eigentlich ist es eher ein Dorf, aber als Großstädter vertut man sich da leicht - im Fernsehen erfahren, es wurden so verlockende Bilder über die Wanderwege im Ried gezeigt, daß ich sofort Lust bekam, mir den Ort einmal anzusehen.

Am ersten Tag macht man ja noch nicht viel, man schlendert durch den Ort, orientiert sich ein bissl, schaut wo man einkaufen kann


und wo es Eis gibt.


Ich war von den vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten fast ein bissl erschlagen. In so einem kleinen Ort erwartet man sich einen Supermarkt, vielleicht noch den einen oder anderen Spezialitätenladen und dann aus. Nicht so in Bad Wurzach. Dort fängt's unten gleich einmal an mit einem Rewe der bis 22 Uhr auf hat. Ich mein, 22 Uhr, sowas kenne ich bislang nur aus Frankfurt. Leider hat der Rewe dann aber warentechnisch nicht besonders viel Brauchbares zu bieten - was aber garnix macht weil gleich über die Straße der Edeka Jäck ist. Und DORT kann man wirklich alles bekommen was man so braucht. Für die besonderen Geschmäcker gibt es noch einen Bioladen zwischendrin, klein aber fein, der führt die gängigen Bio-Artikel und hat an der Theke auch einen Kaffee-Ausschank (natürlich alles ganz fair und supergut getraded) und Bottiche mit offenen Oliven.
Gleich neben dem lange geöffneten Rewe befindet sich ein Bevi Getränkemarkt, dieser führt eine ausgezeichnete Auswahl an Bieren und es gibt sogar den einen oder anderen Wein den man im Notfall einmal probieren könnte. Ebenfalls werden Cocktails (fertig gemixt) angeboten, und das Personal ist ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Lieferdienst gibt es keinen, aber so lange war ich ja dann auch nicht vor Ort ;-)

Eigentlich eine gewagte Plazierung, da der Rewe einen eigenen Getränkemarkt grad um die Ecke gelegen hat, aber dort hat es mir nicht gefallen, also immerhin starke Konkurrenz.

Weiter oben im Gewerbegebiet hat's NOCH einen Edeka, einen Aldi und einen Lidl, und an dem Ende an dem ich gewohnt hatte liegt dann auch noch ein Norma. Also Bad Wurzach laßt wirklich nix aus, sogar einen Drogeriemarkt Müller gibt es. Obendrein noch mehrere kleine Geschäfte, einen Schreibwarenladen hab ich gesehen, einen Käseladen, einen Handyladen etc. pp. - nur der Buchladen war ausgeräumt und verbarrikadiert, den braucht wohl keiner mehr in Zeiten von Internet und Bücherkisten.

Untergebracht war ich in der Ferienwohnung der Familie Vogler und ich muß sagen, hier habe ich eine gute Wahl getroffen. Das Ehepaar ist ausgesprochen nett, holt die Gäste am Bahnhof ab und bringt sie am Abreisetag auch wieder hin. Es war absolut ruhig dort, die Küche war mit allem ausgestattet was der Mensch braucht, die Betten bequem und das Bad hochmodern.
Zwar ist das Haus am Stadtrand gelegen, aber dafür eben absolut ruhig was mir ja sehr wichtig ist, schließlich wollte ich meine Nerven beruhigen und einfach mal total ausspannen.

Das erste Highlight hatte ich in der Tourist-Info. Die größte Attraktion des Ortes ist nämlich das Torfbähnle, die Leute kommen, wie ich später feststellte, per Bus extra deswegen hierher, besuchen das Torfmuseum und fahren eine Runde mit dem Bähnle. Nun sind die öffentlichen Fahrten nur an bestimmten Wochenenden, unter der Woche fährt es nur auf Vereinbarung für Großgruppen, die es vorab gemietet hatten. Ich war aber nun mal von Di bis Fr hier. Im Internet hatte ich gelesen, daß bei den Fahrten oft mal Einzelplätze übrig sind und man ruhig nachfragen könne.
Dies wollte ich in der Tourist-Info machen in der Hoffnung, daß man dort die Übersicht über die geplanten Fahrten hätte.

Leider bekam ich nur einen Flyer in dem die Telefonnummer des Koordinators stand.
Ich dann so: Ok, wo ist denn hier im Ort eine öffentliche Telefonzelle?
Und dann ging das große Rätselraten los.
Das Mädel, das mich bediente, hatte ein riesiges Fragezeichen im Gesicht und mußte ihre Kollegin zu Rate ziehen: Du, woisch du wo mir do hanna a Telefoooonzälle han?
Die Kollegin überlegte: Hm, also, oba beim Kurzentrum war amol oine, aber I glaub die isch nemme do. Die dritte Kollegin wurde auf den Plan gerufen: Wo hend mir denn no a Telefooonzälle in Bad Wurzach? Die Kollegin überlegte ... I glaub hinder'm Amtshaus, do hän I amol oine g'säa, aber I glaub dia isch do nemme ...

Es wurde hin- und her überlegt, die zweite Kollegin fragte mich, ob man heutzutage mit Karte oder mit Geld telefonieren würde, ich sagte mit Geld weil sich das mit den Karten nicht durchsetzen konnte, die waren immer abgelaufen bevor man sie aufgebraucht hat, dann hat man sich den Betrag auf der nächsten Karte, die man kaufte, gutschreiben lassen können und so ging das fort bis man eine Telefonkarte mit 100 Euro oder so hatte, die man nie abgelefoniert hat.
Ja genau, meinte Kollegin Nummer zwei, so war des, und da hann I dann aufgäbba und hann mir a Handy kauft.

Ich war gerührt über das redliche Bemühen der Damen aber auch höchst amüsiert über die Tatsache, daß wohl wirklich kein Mensch außer mir mehr nach öffentlichen Telefonen fragt, wo doch in Bad Wurzach soviele alte Leute zur Kur sind. Haben die alle ein Handy?

Ich bin dann weiter in Richtung Marktplatz geschlendert und siehe da, mitten auf dem Platz, gegenüber des großen Brunnens, steht eine Telekom-Säule. Hah. Haben die Götter die rasch nur für mich hingestellt oder sind die Bad Wurzacher alle so beschäftigt damit, das 30 km Gebot zu übertreten, daß sie nicht mehr nach rechts oder links gucken können?

 Hier steht sie, ganz rechts beim weißen Auto, direkt am Straßenrand.


Nun, das Bähnle. Ich hab natürlich NICHT angerufen (wer mich kennt weiß, daß ich Telefonieren nicht ausstehen kann) sondern bin auf meinem ersten Spaziergang, der idealerweise am Torfmuseum vorbeiführte, am Rückweg (in der Früh war noch niemand da) einfach mal hingegangen, es saßen zwei Männer vor der Türe in der Sonne, und hab sie gefragt, wie es ausschaut mit Mitfahren.

Wie es sich so ergab, war grad bei der nächsten Fahrt noch was frei, ich mußte lediglich eine Stunde warten, und da ich sowieso etwas essen wollte, habe ich diese Stunde im Gastgarten vom Wurzelsepp verbracht, der direkt neben dem Museum liegt. Hammer-Salat, superlecker!


Um 13 Uhr war es soweit, die Leute von der vorherigen Fahrt kamen um die Ecke gebogen


Wir stiegen voller Vorfreude ein und los gings ...



... durch das schöne Bad Wurzacher Ried. Es hatte ja geheißen, die Fahrt dauert 50 Minuten und da freut man sich natürlich auf eine ausgedehnte Fahrt mit der Ruckelbahn (für Leute die's am Kreuz haben ist das hier eindeutig nicht zu empfehlen!) aber nix da. Die Bahn fuhr ein paar Meter am Fußweg entlang, bog dann vor dem Stuttgarter See nach rechts ab, es ging durch ein Tor in das ehemalige Torfausheb-Gebiet, dort zuckelte man einmal um stehengelassene Arbeitsgeräte herum


und kam dann zum Stehen. Einer der beiden Museums-Mitarbeiter sprang ab und begann das Schmähführen: Dies ist die Stelle, wo uns normalerweise der Sprit ausgeht ...


... und lustig weiter ging's mit der Geschichte des Rieds, und warum eine Gruppe von Rentnern sich entschlossen hatte, dieses Museum zu errichten und dann auch noch ein Bähnle zu bauen. Man konnte ihm nicht lange böse sein, er hat SO spaßig erzählt, und in mir stieg die Hochachtung auf vor diesen alten Männern die, statt ihren wohlverdienten Ruhestand zu genießen, sich täglich in den Dienst des Tourismus stellen indem daß sie Massen an Besuchern durch das Museum führen und hinterher mit dem Bähnle umeinanderkutschieren. Man erfuhr, wie sie die Schienen zurechtgebogen haben damit sich ein Kreis ausgeht, man wußte anschließend warum das Schwarze Meer schwarz ist (weil die Wurzacher Ach, die ja das braune Torfwasser führt, in die Iller fließt, diese bekanntermaßen in die Donau und wo die hinführt wissen wir schließlich alle ...)

Im Museum selbst war ich jetzt nicht, wie gesagt das ist für die Öffentlichkeit nur am Wochenende zugänglich, aber die Führung dort war sicher auch was zum Lachen. Meine Nachbarin erzählte mir allerdings, daß man drin kaum was verstanden hätte da die Gruppe doch recht groß war und immer nur wenige direkt am Leiter der Exkursion dran waren.

Nach der Fahrt durfte ich noch mitansehen, wie das Bähnle nach Ende seiner Tagesarbeit in seinen Schuppen zurückgekarrt wurde.


Das Torfmuseum liegt direkt beim Torflehrpfad welcher am Ufer des Riedsees beginnt.
Eine wunderschöne Landschaft, wie geschaffen um sich einfach nur auszuruhen, die Seele baumeln zu lassen, den Vögeln zuzuhören und den Libellen nachschauen. Angeblich gibt es, zumindest hat das der Schmähführer behauptet, 50 Libellenarten im Ried von den insgesamt 70 die es überhaupt gibt.


Entlang des Torflehrpfades stehen immer wieder Täfelchen, auf denen der geneigte Besucher Wissenswertes erfahren kann.


 Oder einfach vorbeigehen und sich ein schönes Bankerl aussuchen.


Der Torflehrpfad ist ein Teil des Wanderwegs Nr. 1 und man kann dort einen sehr schönen ersten Eindruck von der herrlichen Naturlandschaft des Rieds bekommen.
Und die Ruhe. Vor allem die Ruhe. Ich hab mich die ganze Zeit gewundert, warum hier, wo es doch so wunderschön ist, so wenig Leute unterwegs sind.
Ich mein, mir war das ja recht. In München ist jedes hübsche Plätzchen bei schönem Wetter total überlaufen, so daß man selber nicht mehr viel davon hat.
Hier dagegen - nix. Alle Stunde oder so begegnet man mal einem fidelen Rentnerpärchen oder einer frustrierten Handarbeitslehrerin, ansonsten hat man die ganze wunderschöne Landschaft für sich alleine. Gut, hier in der Nähe des Orts tummeln sich dann tagsüber schon ein paar Leutchen - aber wenn man etwas weiter hinausmarschiert: Ruhe, Natur, und lauter putzige Tierchen. Salamander sonnen sich auf den Bohlenwegen, kleine Fröschchen humpeln über den Weg, jede Menge Schmetterlinge und Libellen und Grashüpfer und Vögel und und und ...

Natürlich gibt es auch weniger putzige Tierchen, beispielsweise Schlangen, daher empfiehlt es sich, auf den Wegen zu bleiben, auch wenn der Schmähführer gemeint hatte, man kann im Moor nicht mehr versinken. Die Schlangen sind allemal noch da.

Vor allem jedoch gibt es hier Gelsen. Viele Gelsen.
Mir machen die ja eigentlich nicht so viel, aber sogar ich hatte nach den drei Tagen meiner Wanderschaft hier einige wunderschöne Stiche abbekommen.
Den Gelsen wird sogar ein eigenes Fest gewidmet: Am 4. Juli wird das Schnakenfest gefeiert (die Gelsen heißen hier Schnaken, was sie auch nicht freundlicher macht), na dann viel Spaß!

An einem kleinen Bächlein kam mir ein rüstiger Rentner mit seiner sehr leicht bekleideten Frau entgegen und meinte, mit Blick auf meine langärmelige Jacke:

Sie, des Jäckle isch fei ned guat für dia Gegend do.
Ich, total verunsichert: Äh, wieso?
Er: Ha, weil die Schnoka Sie dann ned schdecha kenna *prust*
Ich so: Naja, dann is das höchstens ned gut für die Schnaken ...

Anscheinend war seine Frau sehr tierlieb, so offenherzig wie sie ihre Oberfläche den blutrünstigen Gesellen dargeboten hat.

So, was ist noch so los in Bad Wurzach?
Nicht so richtig viel. Hier kann man hauptsächlich Kuren machen, mit Moorbädern und allem Pipapo, aber soweit bin ich dann doch nicht gegangen, auch das Vitalium habe ich mir noch nicht angeschaut sondern mit dem örtlichen Hallenbad vorlieb genommen.


Was vielleicht insgesamt doch keine so supergute Idee war - das Becken ist recht klein und die Wasserhöhe extrem niedrig, als Erwachsener kann man auch ganz hinten noch stehen es sei denn man ist nur 1.60 Meter groß. An der Seite sind zwei Bahnen für Sportschwimmer abgetrennt, der Rest des Beckens wird meist von Kindern beherrscht. Bereits am Freitag konnte ich nur schwimmen, weil lediglich eine Sportschwimmerin da war und ich mich hinter die Absperrung gemogelt habe. Möchte nicht wissen, wie es dort Samstag oder gar Sonntag ausschaut, und das obwohl am Freitag das Wetter wunderschön war und das angrenzende Freibad geöffnet war. Da sollte man doch glauben, die Kinderlein spielen lieber draußen? Nöö, tun sie nicht.

Was ich auch recht putzig fand: Wenn sich jemand die teuren Moorbäder sparen möchte, kann er am Riedsee kostenlos durch den Gatsch marschieren


 und kann sich hinterher hier seine Füß wieder sauberspülen.


Faszinierend fand ich auch, daß überall Blaubeeren wachsen, im Wald oben fand ich auch jede Menge kleiner, süßer Walderdbeeren, sonnenwarm ein Genuß!
Andernorts wenn man spazierengeht dann sind die Beerensträucher bereits abgeerntet, zumindest die am Wegrand. Da kennen die Leut nix.
Hier nicht.
Alle noch dran.
Ist das Beerenpflücken inzwischen auch verboten und ich hab's nur nicht mitbekommen?
Well, sue me then - die Beeren waren urlecker!

Vielleicht liegt es daran, daß hier soviele alte Leute rumlaufen. Die bücken sich nicht mehr so leicht. Und die Kinder heutzutage haben ja keine Ahnung, denen müßte man schon eine Heidelbeeren-App auf's Handy drauftun, damit sie erstmal schnallen, was sie hier vor sich haben.

Klar, logisch, da war doch diese Geschichte mit dem Fuchsbandwurm.
Hat's den früher nicht gegeben?

Irgendwie kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier gezielt jemand versucht, uns die guten alten, vor allem kostenlosen Freuden unserer Kindheit eine nach der anderen madig zu machen.

Waldspaziergang? OMG, nur nicht, da beißt dich der Zeck und dann kriegst Meningitis! Es sei denn du bist geimpft. Dann darfste. Aber da gibt's halt immer noch die Borreliose, wenn du die bekommst, dann läufst erstmal garnirgends mehr hin.

Enten füttern? Bist deppat? Da werden die krank davon und die Gewässer werden total dreckig und verseucht. War früher selbstverständlich nicht so - oder es hat keinen gestört?

Beeren pflücken im Wald? Aber ja nicht! Da läuft immer der Fuchs drüber und legt hinterlistigerweise seine Bandwurms-Eier überall hin. Und DIE wenn du mitißt, huhu ... ganz gefährliche Sache.

Klar ist Echinokokkose eine saufiese Krankheit, die will keiner haben, aber es gibt nach wie vor keine eindeutigen Hinweise darauf, daß das Sammeln und Essen von Beeren oder Pilzen die Infektionsgefahr erhöht.

Also echt. Hauptsache die Leute konsumieren tüchtig und fressen den Dreck den ihnen die Lebensmittelindustrie vorsetzt. Wie krank ist DAS denn?

Aber zurück zu Bad Wurzach:

Der Ort selber hat ein sehr nett hergerichtetes Zentrum, eine der vielgepriesenen Sehenswürdigkeiten ist das Barocktreppenhaus im Schloß:



Dieses Treppenhaus wird heute als Standesamt genutzt, find ich witzig, da spart man sich die Fotosession hinterher - kann man direkt während der Zeremonie erledigen.

Über die Geschichte des Schlosses werde ich hier nichts schreiben, die kann man in jedem Stadtführer und auch online nachlesen. In einem Seitenflügel ist eine kleine Kapelle untergebracht, dort hab ich ein Kerzerl für Gusti angezündet, wie ich das in Kirchen ja immer mache.


Besonders witzig fand ich folgende Skulptur - und hab mir gedacht, daß Alfred Dorfer sicher auch einmal hiergewesen ist und davon zu seinem kleinen Sketch 'Die Heiligen Drei Könige' inspiriert wurde ;-)



Die katholische Kirche St. Verena ist ringsum fast immer zu sehen und auch zu hören, so weiß man stets wie spät es ist auch wenn man keine Uhr dabeihat.


Innen ist sie recht hübsch eingerichtet, besonders gut getroffen (no pun intended!!!) fand ich den Hl. Sebastian. Der schaut doch glatt so aus, als wenn ihm das auch noch Spaß machen würde, sich von Pfeilen durchbohren zu lassen???


Direkt neben der Kirche, sozusagen im Hinterhof, befindet sich die Seelenkapelle, welche als Gruftkapelle der Nonnen des benachbarten Klosters diente. Sehr hübsch und innen ausreichend grauslich, vor allem unten. Die Nonnen fanden das wohl auch und haben, so lese ich, das Weihwasser für die verstorbenen Schwestern von der Kapelle aus durch ein Gitter im Boden gekippt, damit sie nicht in die Gruft runtersteigen mußten.



Oben auf dem Gottesberg gibt es noch eine Kirche, eine Wallfahrtskirche Gottesberg, die zum Salvatorianerkloster gehört.


Dort hat es mir leider nicht gefallen. Außen wird gerade gebaut, innen ist die Kirche für eine Wallfahrtskirche relativ schlicht eingerichtet, es gibt weder Kirchenführer noch Postkarten, dafür liegen überall Bettelschriften aus, weil die Kirche Geld braucht.
Ja freilich.
Der Vatikan hat seine Finger überall drin, sogar im Kondomgeschäft höre ich, aber sobald eine Pfarrei Geld braucht dann muß man die Leute anbetteln und zieht im Endeffekt den armen alten Mütterlein, die sich jeden Tag den Hügel hochquälen, auch noch den letzten Pfennig aus der Tasche.
Find ich echt sowas von schiach!!!

Naja, immerhin kann man eine Kerze anzünden. Es ist meist jemand drin wenn man reinkommt, es wird jeden Morgen eine Messe gelesen und abends wird der Rosenkranz gebetet (ohne Pfarrer).

Zur Kirche hinauf säumen Kreuzwegstationen den Weg, man kann hier nicht umhin festzustellen, daß das Verhältnis zwischen Jesus und Judas ein ganz besonderes gewesen sein muß.


Ansonsten bin ich sehr gerne über den Gottesberg gegangen wenn ich nach dem Schwimmen und dem Einkaufen nach Hause wollte. Es ist vielleicht nicht unbedingt schneller als außenherum aber ganz sicher viel netter zu laufen.


In Bad Wurzach ist es nämlich so, daß die Leut grundsätzlich fahren 'wia dia g'sengte Sei' wie man in der dortigen Mundart wohl sagen würde - also keineswegs die vorgeschriebenen 30 Stundenkilometer einhalten (da sieht man natürlich auch keine Telefonhäusln am Straßenrand ...) - und dadurch daß es so gut wie nirgends Ampeln gibt (außer vor der Schule) kommen so zaghafte Leute wie ich einfach nicht über die Straße. Dann doch lieber über den hübschen Berg steigen und die Aussicht genießen.

Hier oben befindet sich auch der Friedhof, der leider keine besonderen Attraktionen zu bieten hat.


Ruhig ist er halt, aber das ist Bad Wurzach außerhalb seines Ortskerns sowieso überall, und genau das macht seinen Reiz aus. Auch scheint hier die Zeit stehengeblieben zu sein. Würden nicht überall moderne Autos umeinanderfahren könnte man fast glauben, eine Zeitreise in die 70-er gemacht zu haben. 


Auf der Straße grüßt einen jeder, sogar die vorbeirollernden Kinder. Die kleinen Dörfchen um Bad Wurzach herum haben teilweise nicht einmal eine Bushaltestelle, geschweige denn einen Wirten.
Daher ganz wichtig: Auf die Wanderung immer ausreichend Proviant mitnehmen, denn Gasthöfe sind in dieser Gegend dünn gesät, und selbst wenn vorhanden, nicht immer geöffnet.

Dafür gibt es einzelne geschäftstüchtige Bauernleute wie beispielsweise hier in Riedschmiede (bei Haidgau). Da sitzt die Oma vor der Türe und sieht dem (Stamm?)gast beim Biertrinken zu. Ich war mir beim Vorbeigehen nicht sicher, ob es sich hier um ein öffentliches Gasthaus handelt oder ob sich einfach nur das Ehepaar von der anstrengenden Arbeit ausruht - aber auf Nachfrage wurde mir bestätigt, daß auch der müde Wanderer hier etwas zu trinken bekommen kann.


Wer nun noch mehr Bilder von meinen Spaziergängen durch Bad Wurzach und vor allem das märchenhafte Ried sehen möchte, hier der Link zu flickr:

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