Sonntag, 15. November 2015

Schliersee am 12.11.15



Der letzte schöne Tag dieses Jahr, da hat sich der Ev einen freien Donnerstag genommen und ist an den Schliersee gefahren.

Die Fahrt fing schon gut an: Der Zugbegleiter wollte meine Fahrkarte garnicht sehen obwohl ich sie ihm am langen Arm entgegenstreckte ... ich saß mitten in einer Seniorengruppe und er dachte offenbar, ich gehöre dazu.
Hmpf!!!!!!!!!!!!!

Gleich am Bahnhof fährt der Bus ab zum Spitzingsee wo ich die ganze Zeit schon einmal hinmöchte,


aber nein, ich mach mir keinen Streß, also runter an den See und sich die Optik reinfahren:


Rosen im November, oder?
Das Klima scheint überhaupt der Hammer zu sein, wie man sieht brauchen die Leute gleich einmal ihren Rollstuhl nicht mehr ...


Achja, es ist einfach so wunderschön hier am Ufer ...


... man ist versucht, sich einfach nur hinzuhocken und zu sein ... aber ein klein wenig Bewegung wollt ich schon haben, also bin ich mal losmarschiert und traf bald darauf auf zwei Schwäne die sich anschickten, die Straße zu überqueren, ich dachte haha, das schaut lustig aus ...



... fast als ob sie in das Restaurant da drüben reingehen wollten ...


... ja aber was machen die denn da?


Die gehn ja tatsächlich rein!!!


Das Empfangskommittee saß auch schon bereit, es entspann sich eine temperamentvolle Unterhaltung: Wau wau, fauch fauch, wau, fauch ... man kannte sich also bereits.


Ich weiß nicht, was der freundliche junge Mann da verteilte, es schaute aus wie winzige Fischchen, jedenfalls hat es den beiden sehr geschmeckt, ich hab erfahren, daß ihre Eltern schon weg sind und sie daher regelmäßig gefüttert werden, und nachdem sie bereits eine halbe Stunde gewartet hatten, sind sie halt mal gucken gegangen, wo das Mittagessen bleibt ...


Da ist der alte Ev total gerührt weitergegangen an diesem wunderbaren, goldenen Herbsttag ...


... vorbei am Bootsverleih wo die Boote bereits im Winterschlaf lagen ...


... ein kurzes Stück durch ein Wäldchen ...


... und dann über eine Brücke wieder runter ans Ufer:


Hier geht man dann wunderschön an der Bahnlinie entlang ...



... bis man selbige aber doch einmal überqueren kann ...


... und man endlich direkt an den wunderschönen See runterkommt.


Dort gibt es zunächst einmal den wunderbaren Blick über's Wasser. Aber damit nicht genug!


Gleich ein paar Meter weiter wurde eine kleine Amüsiermeile aufgebaut, da kann man (falls man kann ...) auf einem Balken balancieren, 


man kann die Schuhe ausziehen und über einen Barfußpfad gehen, man kann sich auf die Himmelsliege legen und relaxen, was ich ja besonders gerne mache ...


... oder  man kann gar auf einem Waldxylophon spielen!


Was aber ziemlich verstimmt war. Erst dachte ich, ich bin halt unmusikalisch und habe meine Komponierversuche abgebrochen, aber ich hab dann noch gehört, wie jemand 'Alle Meine Entchen' zu spielen versuchte, nicht einmal das hat hingehauen.

Der Weg ist auch ohne diese Spielereien einfach zauberhaft.


Man kommt unterwegs an einem sehr schönen Gastgarten vorbei, aber dieser hat natürlich im November geschlossen und auch sonst, außer in der Saison, meist nur am Wochenende auf: die Rixner Alm liegt direkt am Weg und von der Terrasse aus hat man, wer hätt's geglaubt, einen wunderschönen Blick über den See.


Als ich dann am hinteren Ende des Sees in Neuhaus angekommen war ...


... bekam ich Hunger. Nicht auf das mitgenommene Backwerk sondern auf was 'Richtiges', da kam mir die Pizzeria da Angelo wie gerufen (siehe auch mein Beitrag auf Yelp).


Nachdem der Hunger gestillt war, machte ich mich auf den Weg, die Ruine der Burg Hohenwaldeck zu suchen, ich hatte davon in einem kleinen Büchelein gelesen, welches hübsche Wanderungen in der Gegend Schliersee/Tegernsee beschreibt, und ich steh ja auf Ruinen und alte Burgen. Es heißt dort, der Weg sei einfach zu gehen und man brauche nur wenig Kondition. Das werd ich grad noch schaffen dann, oder?

Den Weg hab ich nach anfänglichem Zögern doch recht schnell gefunden, raus aus der Pizzeria, rüber über die böse Straße und nach wenigen Metern Richtung Kirche, also weg vom See, geht es nach links hinein in den Maxlrainer Weg, diesen steigt man hinan, direkt durch eine Kuhweide hindurch ...


.. zunächst sehr angenehm den Leitnerberg hinauf. 


Zwar steil, aber das macht nix, man kann sich ja gleich wieder auf eine Bank setzen ...


... und die Aussicht genießen.


Aber die Freude dauert nicht lange an.
Kurz drauf wird's happig.


Ich mein, bitte, schaut SO ein 'leichter' Weg aus? Für den man 'wenig Kondition' braucht???


Für Reinhold Messner vielleicht, der kommt da auch ohne Zehen rauf, aber eine arme alte Frau wie ich, die sich grad von einer längeren Malaise erholt und obendrein ein hieniges Knie hat, ist so ein Weg absolut tödlich. Zumindest potentiell, an vielen Stellen ging es nämlich seitlich total steil nach unten, da wird sogar dem Wald schwindelig ...


... und es hilft auch nix, wenn man hier und da ein Taferl mit Wissenswertem aufstellt, wenn man sich an den Dingern nicht festhalten kann, da sie total wackelig sind.


Teilweise bin ich auf allen Vieren gekrochen und hab mich an Wurzeln oder was halt grad da war festgeklammert. Die ärgsten Stellen hab ich daher garnicht fotografiert, da hätte ich eine dritte Hand gebraucht. Im Nachhinein war ich heilfroh, daß ich nun wieder eine 'Hosentaschenkamera' habe, denn hätte ich die große Kamera umhängen gehabt, wäre diese nach kurzer Zeit zerschlagen gewesen, man kann sich auf so einem Weg ja auch nicht gemütlich hinstellen und erst einmal die Kamera abhängen und auseinanderschrauben. Echt, der Mensch der diesen Wanderführer geschrieben hat, den möchte ich sehr gerne einmal treffen. Idealerweise genau zwischen die Augen!!!

Es hat auch nicht sehr geholfen, daß mir weiter oben dann Leute begegnet sind, ALTE Leute, die sich, zwar mit Stöcken, aber doch recht behende den Weg entlang hinabgehangelt haben. Zumindest wurde mir beschieden, daß es auf der anderen Seite einen Weg gäbe, der nicht so steil sei, der käme dann in Schliersee raus. Na, dorthin wollte ich ja sowieso.

Denn zurück konnte ich nun auch nicht mehr, diese Wurzelsteige sind ja nach oben schon eine Herausforderung, aber nach unten, noch dazu mit dem rutschigen Laub überall so daß man stellenweise einfach kein footing hat, hätte ich den niemals mehr geschafft.


Also weiter, was will man machen, ein zweiter ALTER Mensch der mir entgegen kam meinte dann noch, der andere Weg sei genauso und was hätte ich erwartet, wenn man auf den Berg wolle müsse man eben steigen ... und mir rutschte das Herz in die Hosen ...

Als ich dann ENDLICH schwitzend und zitternd oben ankam,


... hab ich mich zur Ruine an sich nicht einmal mehr hingetraut, weil die Brücke dort hinüber so arg aussah, ich krieg ja schon die Krise wenn ich über eine Flußbrücke gehen soll, aber dann SO eine Konstruktion hoch oben am Berg, also echt NICHT!


Zu guter Letzt stellen sie einem noch eine Liebesbuche in den Weg, in die bereits unzählige Verliebte ihre Schwüre hineingeritzt haben.
Sollen doch die armen Bäume in Ruhe lassen die Vollpfosten. Die Liebe vergeht, aber der arme Baum hat jedes Mal Aua wenn man ihm an der Rinde umeinanderschneidet. Merkt euch das!!!


Der andere Weg, in Richtung Schliersee, ging zunächst einmal weiter nach oben, was meine Hoffnung, hier einen zumindest machbaren Heimweg zu finden, weiter dimmte. Ich muß so laut geschimpft und gestöhnt haben, daß die Frau, die vor mir ging, sich mehrmals besorgt umblickte und auch sehr langsam vorwärts ging, offenbar erwartete sie, daß ich jeden Moment ohnmächtig darniedersinken würde ... aber als sie mich wieder munter Fotos machen sah, ist sie dann doch zügig vorangeschritten und war bald verschwunden.

Ich habe mich erst einmal auf eine Bank gesetzt, habe ein paar erboste Postkarten geschrieben und mich verschnauft.


Der Weg begann dann doch irgendwann, nach unten zu führen, kam auch bald aus dem Wald heraus, linker Hand tat sich eine wunderbare Aussicht auf ...


... und als ich dann kurze Zeit später auf eine wunderschöne Wiese kam, war ich total erleichtert, happy, und wieder versöhnt mit der Welt. Na von wegen 'der andere Weg ist genauso'. Dem Herrn, der das gesagt hat, werden bald die Augen aufgegangen sein, der hat offenbar den Pfad des Grauens noch nicht gekannt.


Ist das nicht ein wunderschöner Weg? SO gehört ein Wanderweg, da hat der Mensch doch eine Freude!



Man kommt dann bald am Oberleitenhof vorbei ...


... auf einem sehr schönen geteerten Weg ...



... geht es in gemütlichen Schlauferln ins Dorf hinunter.


Und hier treffen wir auch gleich wieder auf eine dieser Scherztaferln:


Nach Neuhaus über Burgruine Hohenwaldeck eineinhalb Stunden und blauer Punkt. Ja freilich. Da kann ich mich SOWAS von aufregen. Dieser Weg ist SICHER nicht in eineinhalb Stunden erledigt, weil man für dieses widerliche Stück ab der Ruine runter nach Neuhaus locker eine Dreiviertelstunde bis Stunde braucht, wenn man überhaupt je heil unten ankommt. Ich mein, GEHEN diese Leute ihre Wege eigentlich mal selber? Oder sind das alles so 20-jährige Skateboardfahrer die im Raum ihre Wollmützen aufbehalten und nicht dran denken, daß Wanderer meist ÄLTERE Menschen sind???

Grad wenn man nicht mehr GANZ so fit ist muß man sich doch auf die Wegmarkierungen verlassen können. Man kann ja von unsereinem nicht verlangen, nur noch am Seeufer zu promenieren und sich von Kaffeehaus zu Kaffeehaus zu hangeln, wir wollen doch auch mal ein bissl rumlaufen. Aber dazu muß man halt vorher wissen, ob der Weg ok ist oder nicht.

Hier geht es dann rechts nochmal ein Stückerl rauf ...


... zu drei sonnenbeschienen Bänken ...


... mit wunderbarer Aussicht, da kann man sich grad nocheinmal anschaun wo man hergekommen ist.


Nun beginnt die Sonne bereits zu sinken ...


... und wir wandern gemütlich die Straße entlang ...


... an der Kirche vorbei ...


... zum See hinunter ...


... und genießen dort ein wenig die Abendstimmung ...




... bevor wir zum Bahnhof hinaufgehen und auf den Zug warten.


Und hier wie immer ein Link mit noch mehr Fotos:

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