Samstag, 27. Mai 2017

Stuttgart, den 27.5.17



Hatte gestern so Schädelweh, nicht nur von dem Kindergekreisch, auch von der Sonne.
Heute, Samstag, werde ich besser aufpassen.

In der Früh erst nochmal durch die Altstadt, Fotos gemacht, das Café gesucht wo es mir gestern so gefallen hatte, und auch gefunden: Heißt Café Tratsch und befindet sich in der Marktstraße kurz vor der Brücke auf der rechten Seite. Der Besitzer war grad mit dem Laubbläser zugange, sonst aber sehr freundlich und meinte sie haben bis um halb 2 in der Nacht auf. Ab halb Neun. Da werd ich doch mal reinfinden ...

Eigentlich wollte ich nur ein bissl rumschlendern bis es Achte ist und der dm aufmacht, brauchte ja ein Wasser für meine geplanten Exkursionen und wenn ich in Stuttgart eins gelernt habe: Mit 'ach da werd ich unterwegs schon was finden' kommt man hier nicht durch. Hier wächst nicht an jeder Ecke eine Tankstelle oder ein Kiosk aus dem Boden wie woanders. Hier ist am Wochenende tote Hose!

Ja und war da Markt! Der ist ja bald einmal wo, aber bist du gelähmt haben die hier feine Sachen. Stachelbeertorte hier, Kartoffelsalat da, Obst und Blumen sowieso, ich hab mir ein Brot gekauft. Aber WAS für ein Brot!!! Nur gut, daß es das bei uns nicht gibt, ich müßte meine gesamte Garderobe in Größe 48 neu kaufen ...






Nun aber  mal los, also auf zur S-Bahn, nach Untertürkheim gefahren, von dort mit dem 61-Bus, der auch schon bereitstand, hinauf nach Rotenberg.







Ganz niedliches kleines Dörfchen, das ich mir dann auch noch angeschaut habe, weil die Grabkapelle erst um 10 Uhr aufmacht.









Nur gut, daß ich noch ewig gebraucht hab bis ich weggekommen bin in Cannstadt - wenn ich mir vorstell ich wär um halb 8 schon oben gewesen, was hätt ich dann zweieinhalb Stunden da gemacht? Bei der Hitze sind die herrlichen Wanderwege durch die Weinberge auch in der Früh schon kein Spaß mehr.




So hab ich mich halt ein halbes Stündchen auf den Friedhof gesetzt und ein paar Postkarten geschrieben, war sehr stimmungsvoll dort.











Die Eintrittskarten bekommt man im Priesterhaus, dort gibt es auch Toiletten.






Nach wenigen Metern sieht man die Grabkapelle bereits auf dem Hügel oben sitzen.

Früher befand sich auf diesem Berg die Burg der Württemberger, deswegen heißt er wahrscheinlich auch Württemberg ...











 ... und dieser ist als Burgberg prima geeignet, da man eine Wahnsinns-Aussicht in sämtliche Richtungen hat.







Der Spruch über dem Eingang der Kapelle ...

... klingt recht romantisch, aber wenn man bedenkt, daß die Frau von Wilhelm I, die hier mit ihm begraben liegt, sehr jung gestorben ist, dann ist es eigentlich keine Kunst, jemanden bis über den Tod hinaus zu lieben. Wer gestorben ist macht keine Probleme mehr, den kann man dann schon 'für immer' lieben.



In der Kapelle drinnen gibt es jetzt SOVIEL auch nicht zu sehen ...




... aber die Gruft war wunderbar kühl, da will man garnicht mehr raus.




Bis dahin hatte sich der Tag noch recht gut angelassen, ich war versöhnt mit Stuttgart und plante bereits die nächste Reise dorthin. Aber auf der Rückfahrt mit dem Bus runter zum S-Bahnhof bereits die erste Schlappe. Aufgrund von Einbahnstraßen fährt der Bus eine andere Route zurück wie hinauf, und die vorletzte Haltestelle vor dem Bahnhof heißt 'Alter Friedhof'. Man sieht eine vielversprechende alte Mauer ...





... und wie ich mir noch denke: 'Alter Friedhof? Wow! Ob ich mir den nicht anschauen sollte?' ... ist der Bus schon weitergefahren. Ich also von unten wieder raufgelaufen, war ja nicht weit, steige erwartungsvoll die Stiegen hinauf ... und was sehe ich???

 EINEN SPIELPLATZ! Da ist kein Friedhof mehr, da haben sie einen Spielplatz hingebaut und was ich für einen extrem interessanten Grabstein gehalten hatte war eine Figur auf selbigem.




Im Eck haben sie noch drei Gedenksteine und weiter unten ein Memorial für die Toten aus den Weltkriegen, und das wars. Hmpf.

Also wieder runtergeschlapft zur S-Bahn, die war grad weg und wegen Bauarbeiten fährt sie auch nur alle halbe Stunde. Toll. Daß ich vielleicht auch mit der anderen Bahn hätte fahren können kam mir erst fünf Minuten bevor die S-Bahn eh gekommen wäre ... da war's auch egal. Hab ich halt den Bahnhof besichtigt ...



Als die Bahn dann endlich kam, bin ich eingestiegen, und nach Feuersee gefahren.
Von dort wollte ich mit dem Bus hinauf zum Schloß Solitude, aber der 92-Bus war auch grad weg ... eine Stuttgarterin guckte neben mir ebenfalls erbost auf den Fahrplan: Ha, der nächschde fahrt erscht um Neunadreißig!!!
Ich so: Also für eine Großstadt ist das Fahrangebot hier wirklich saumäßig! 
Sie so: Des isch keu Großschdadd, des isch a Provinzschdadd. I bin nur grandig weil mei Bus Vrschbätung ghett hot, sonscht hätt I den no grieagd!

Bin dann ein bissl um die Ecke gegangen, schauen was es da so gäbe, und habe auch den Feuersee entdeckt, nach dem der Ortstteil benannt ist.



Sehr nett, dahinter eine vielversprechende Kirche, auja, dachte ich, die schau ich mir an.
Naja, ich dachte ... dort wurde nämlich gerade geheiratet und es war zwar noch kein Mensch in der Kirche außer zwei Frauen die sangen was der Hals hergibt, aber es stand bereits ein Schild da:
''Wir feiern Gottesdienst, fotografieren verboten.''

Somit hab ich mich nicht getraut, Fotos zu machen, vor allem weil ein Herr in Grau ständig umeinanderschlich und mich von der Seite anschaute. Wahrscheinlich hat er gedacht ich will mich unter die Gäste mischen und denen ihr Catering wegessen, das gerade vor der Kirche aufgebaut wurde.


Naja,unser Bus hatte dann Verspätung, lockeres Viertelstündchen, bei einem stündlich fahrenden Bus ja irgendwie auch schon egal, ein Fahrgast der sich bei der Kontrolleuse beschwerte bekam zu hören: Ja in dr Schdadd isch halt Verkähr, was glaubetse, mir könnet ett fliaga!!!

Die Zufahrt zum Schloß war von lauter Autos verstopft, ein Rettungswagen bahnte sich mühsam seinen Weg, offenbar hatte die Mittagshitze einem Rentner so zugesetzt, daß es ihn umgelegt hatte.

Vor dem Schloß ein Plakat: Keine Besichtigung möglich da das Schloß heute für eine, hahaha, Hochzeit gesperrt ist. Hm. Fand ich jetzt echt nicht witzig.




Die Vollspacken haben sich sogar ein goldenes Auto vor das Schloß gestellt, um sich damit fotografieren zu lassen. Wie peinlich.




Gut, denke ich mir, guckst dir halt die Außenanlagen an. Tja, was für Außenanlagen? Junge Leute die auf der Wiese hocken, sonst war da absolut garnix.




Weiter hinten gibt es einen Plan der aufzeigt, was früher wo GEWESEN wär, also die vermißten Blumenrabatten, Irrgarten etc. HAT es mal gegeben, aber mittlerweile findet man nur mehr einen verwahrlosten Wald vor und eine Autobahn mittendurch. Fertig.






Mehr ist da nicht. Als ich endlich ein Bänkchen im Schatten gefunden hatte und mich niederlassen wollte um ein paar Postkarten zu schreiben, geht links von mir ein Mordsradau los.


Ich sofort aufgesprungen um nachzusehen wer es wagt mich so zu erschrecken! Sind auf einem benachbarten Feld nicht einer, nicht zwei, gleich DREI Traktoren gleichzeitig zugange, schleppen irgendwelche lärmenden Höllenmaschinen so daß an ein friedliches Dasitzen nicht mehr zu denken ist.

Also den nächsten Bus nach unten, mittlerweile war es bereits 14 Uhr, und der Tag war für mich schon gelaufen. Nichts als Warten, Warten, Warten und wofür??? Für ein Schloß das einfach nur rumsteht, neben einer Autobahn, und das man nicht einmal von innen besichtigen kann.

Während des Wartens auf den Bus stieg ein Bediensteter in den goldenen Porsche und fuhr röhrenden Motors von dannen.
Ein Kleinkind fand das so faszinierend, daß es später im Bus nicht aufhören konnte, mit gefühlt 200 Dezibel zu verkünden: Der war SO LAUT, SO LAUT, SO LAUT, SO LAUT, SO LAUT ... etc.
Bis ich losgeschimpft habe: Wer is hier laut? Jetzt halt mal den Rand verdammt noch eins!
Natürlich haben sie dann wieder MICH blöd angeschaut ...

Im Stadtplan hab ich was gelesen von einer Zahnradbahn die vom Marienplatz aus abfährt, zwar hatte ich schon den Verdacht, daß das dann auch wieder eine Enttäuschung wird, aber zumindest anschauen wollte ich es mir doch.

Also hab ich mich zum Marienplatz begeben ...


... die Fahrt mit der Bahn ist sogar im Tagesticket inkludiert, also nicht wie am Pöstlingberg wo man ein Extraticket lösen muß wenn man rauffahren will.




Dachte die fährt auf einen einsamen Hügel, aber dort oben war ein ganz normaler Stadtteil, sogar eine Telefonzelle hab ich dort gesehen! Eine gelbe Telefonzelle, so wie früher!!!




Und eine weitere interessante Kirche, ich also sofort rüber ... ja und was soll ich sagen, vor der Türe ein Pulk Leute, es wurde geheiratet ...

Also erst einmal auf den Friedhof, dieser war weiter nichts Besonderes ...



... aber er hatte immerhin ein Klo, wenn auch ein sehr kümmerliches,


... das ich allerdings erst nach dem Studium des Lageplanes entdeckte, von selber kommsch da ned drauf weil kein Schild darauf hindeutet, daß sich hinter der Türe am Ende der halsbrecherisch steilen Treppe ein WC befindet. Es hängt lediglich dieses Schild an der Türe:




Hab also in aller Ruhe das unten im Bioladen (der Samstag bis um Achte aufhat!!!) gekaufte Getränk genossen und hab ein paar Postkarten geschrieben.

Hinterher konnte ich die hübsche Kirche neben dem Friedhof doch noch besichtigen, die Hochzeit war inzwischen vorbei, die Leute lärmten nebenan im Pfarrheim. Vor allem die Kinder ...





Natürlich hab ich auch zwei Kerzen für Mama und Gusti angezündet.


Von dort fuhr dann eine Bahn direkt zu meinem Pragfriedhof, auf dem ich noch ein paar schöne Fotos machen und den Tag beschaulich ausklingen lassen konnte.













Der Ziegenkäsesalat im Café Tratsch ist sich dann nicht mehr ausgegangen, aber ich hab mir am Bahnhof noch ein Stückerl Ziegengouda im Bioladen geholt, und zusammen mit dem wunderbaren Brot vom Markt und einem Glas Oliven vom dm ergab das ein herrliches Abendmahl.



Hier die Fotos des heutigen Tages: Stuttgart 27.05.17

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